Hannover 1533. Der Gottesdienst im Barfüßerkloster gerät zu einer politischen und theologischen Versammlung. Die Positionen sind unvereinbar: Die Vertreter der katholischen Kirche beharren auf ihrem Alleinanspruch, die Auslegung der Schrift betreffend. Die Schwärmer folgen Luthers Auffassung, jeder sei ein Priester. Aber sie wollen mehr: Sie sind zur Tat bereit, um die Gleichheit aller Menschen durchzusetzen. „Worte. Worte! Wir sind der Worte satt!“ Ein Aufruhr entsteht. Auf dem bilderstürmerischen Höhepunkt kehrt Hans Grönewald aus Wittenberg zurück. Er besuchte Luther, um auf die vielen Fragen der Gemeinde eine Antwort zu finden. Grönewald muss erkennen, dass der Spalt nicht nur quer durch die Stadt geht, sondern auch seine Familie teilt. Hochmut, Machterhalt oder Angst vor der Freiheit: Die Gründe, warum die einen mittelalterlich verhangen bleiben wollen, den anderen aber die lutherische Lehre nicht weit genug geht, sind vielfältig. In komplexen Gesprächen mit seinen Söhnen, seiner Frau, dem Lehrer und dem Prediger der Kirche tritt er auf verschiedenen Ebenen der Skepsis gegenüber der lutherischen Lehre entgegen und sperrt sich gegen die Fehldeutungen aller Parteien. Was er gelernt hat, ist Demut: Der Mensch kann in der Auslegung der Schrift irren. Worauf man vertrauen kann, ist allein die Verkündigung Gottes. Von allen verlassen, stimmt er „Ein feste Burg“ an. Die Gemeinde fällt mit ein.
Scharf gezeichnete Charaktere, wirkungsmächtige Dialoge, hohes Engagement: Manfred Hausmann lässt spüren, wie groß die Verunsicherung in der Zeit der Reformation war. Sein Reformationsspiel ist zudem eine Hymne an die Kraft der Sprache.
Manfred Hausmann
Aufruhr in der Marktkirche
Reformationspiel in 15 Bildern
1 D, 17 H, 1 Dek
UA: Oktober 1957 · Hannover