Shelagh Stephenson

Aufklärung
(Enlightenment)
Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori
3 D, 3 H, Verwandlungsdek
UA: März 2005 · Abbey Theatre, Dublin · Regie: Ben Barnes
frei zur DSE
Wie lebt man weiter, wenn das eigene Kind verschwunden ist? Vor dieser Frage stehen Lia und Nick, deren zwanzigjähriger Sohn Adam als Rucksacktourist auf Weltreise ging und dessen Emails vor Monaten aufgehört haben. War er unter den Opfern des Terroranschlags auf Jakarta? Ist er entführt worden? Oder hatte er einen Grund zu verschwinden, um ein neues Leben anzufangen? Oder gar, sich das Leben zu nehmen?

Wie schon in Stephensons früheren Stücken Gedächtnis des Wassers und Fünf Arten von Schweigen kreisen die Figuren um einen Abwesenden, der in Gesprächen, Erinnerungen und Symbolen ständig anwesend ist. Der erste Akt ist geprägt von dem Verlust, der Verunsicherung der Eltern, die versuchen, in ihrem jetzigen Leben Struktur und Sinn zu finden. Lia konsultiert ein Medium, ihr Vater bringt eine Fernsehjournalistin ins Haus.

Als dann Adam vermeintlich gefunden wird, weicht die Erstarrung und die Dinge kommen in Gang. Der fragliche junge Mann ist ein Fremder mit Gedächtnisverlust, der Adams Papiere bei sich trägt. Lia und Nick nehmen ihn bei sich auf; Lia vor allem glaubt, damit das Richtige zu tun. Aber schon bald beginnt "Adam", bedrohliches, ja psychopathisches Verhalten an den Tag zu legen. Die Konfrontation mit der Persönlichkeit des mysteriösen Fremden und die Frage nach seinen Absichten zwingen Lia und Nick immer mehr, sich ihren eigenen Ängsten und Vorurteilen zu stellen…