Auch in Antiklimax, einem der letzten Stücke Werner Schwabs, sind die Abgründe der Familie - hier: der Kleinbürger - schmerzlicher Dreh- und Angelpunkt der Welt. Vater, Mutter, Bruder, Schwester: Sie alle fügen sich gegenseitig Verletzungen zu, verbal und physisch. Tod ist die logische Konsequenz der übergroßen familiären Idiosynchrasie.
Mariedl lebt in diesem Stück weiter, die unvergeßliche Königin der Aborte aus den Präsidentinnen. Auch in Antiklimax ist sie eine Geschundene, die ihr Schicksal mit übergroßer Geduld erträgt, hier aber sie selbst übersteigende Einsichten zelebriert.
Die Sprache Schwabs erreicht, wenn das nach all den vorangegangenen Stücken denn überhaupt noch geht, einen weiteren Höhepunkt und erhebt das Kleinbürgerdrama zum großen Welttheater. Archaisch, biblisch, mythisch, fäkalisch.
Werner Schwab
Antiklimax
2 D, 5 H
UA: 06.12.1994 · Kampnagel, Hamburg