Alles. In einer Nacht. erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die die Nacht und die Großstadt zu ihrem Territorium erklärt. Sie verlässt die ihr zu friedlich gewordenen alltäglichen Strukturen, um alles, was sich ihrem Leben bislang an Erfahrungen und wechselnden Gefühlen nicht stellte, in einer Nacht am eigenen Körper und im eigenen Kopf zu erleben. Ganz bewusst sucht sie Situationen auf, die für sie bis dahin das Fremde waren. Und dabei ist sie genaue Beobachterin ihrer Selbst und ihrer jeweiligen Gegenüber: Sie will nicht hindurchrauschen durch das Chaos der Nacht, sondern erfahren, protokollieren, aufspüren, entdecken, verstehen. Bei Anbruch der Dunkelheit setzt sie sich Ziel und Frist. Sie will es wissen: Bis zum Morgengrauen will sie alles durchlebt haben, um sich danach entscheiden zu können, als wer sie wohin zurückkehren oder aufbrechen will.
Der Text setzt sich zusammen aus protokollierten, persönlichen Gesprächen, die der Autor und Regisseur mit der Schauspielerin Marie Bäumer und anderen Frauen dieser Generation führt, und mit weiteren Figuren und Textflächen zu einer neuen fiktiven Figur montiert. Die Figur "Marie" wechselt wie selbstverständlich von reiner Textsprache zu der musikalischen Sprache der Popsongs. Es sind die Lieder, Chansons und Popsongs, die die mythische Substanz einer jungen Generation bilden, weil sie für jedes Gefühl und jede Stimmung, ob wahrhaftig oder geliehen, eine Sprache liefern. (Falk Richter)
Falk Richter
Alles. In einer Nacht.
Ein Streifzug
1 Darsteller
UA: 01.11.1996 · Kammerspiele, Hamburg · Regie: Falk Richter
Übersetzt in: English, French, Portuguese