Ausgehend vom antiken Ödipus-Stoff betrachtet Pasolini den Vater-Sohn-Konflikt von der Seite des Laios und legt die mythologische Geschichte auf die moderne Gesellschaft um. Im Zentrum dieses radikalen Psychodramas steht ein Mailänder Großindustrieller, der sich vom Heranwachsen seines Sohnes ausgeschlossen fühlt und die Geschlechtsreife und damit die Fähigkeit seines Sohnes, selbst Vater zu werden, als existentielle Bedrohung sieht. Selbstquälerisch beobachtet er heimlich seinen Sohn und tötet ihn mit einer Doppeldeutigkeit, die im Grund des Verlangen ist, selbst getötet zu werden.
In diesem Stück hat Pasolini viel von seinen eigenen Leiden und dem verzweifelten Versuch der Selbstanalyse eingearbeitet. Wesentlich für das Stück, wie auch für die gesamte Arbeit Pasolinis, aber ist die Spiegelung der privaten Situation auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene. So entsteht im Schaffen Pasolinis der Schnittpunkt dreier großer Protestbewegungen gegen die Macht des Staates: Der politische Protest, der sexuelle Protest und der mystische Protest.
Pier Paolo Pasolini
Affabulazione oder Der Königsmord
Ein Spiel in 8 Episoden
(Affabulazione)
(Affabulazione)
Deutsch von Heinz Riedt
3 D, 8 H, 2 Dek
UA: 06.10.1973 · Vereinigte Bühnen (Schauspielhaus), Graz · Regie: Peter Lotschak