Warten ist nicht Franzis Ding. Dennoch wird sie hin und wieder in ein Warten hineingezwungen... Wenn die Welt ihren Sohn Bubi ruft. Wenn Pioniere ihn in ihre Mitte nehmen und viel Abenteuerliches versprechen. Denn der Krieg ist der Held, wenn man auf der richtigen Seite steht.
Franzi lebt vom Schreiben. Manchmal werden die Wörter zu Kannibalen. Fressen sie auf. Dann offenbart sich die Schriftstellerin als Schreibhasserin. Eigentlich will sie nicht Bücher, sondern das Leben verfassen. Aber die Wörter fallen sie an. Fangen in ihrem Kopf an zu toben. Sie kann ihnen nicht widerstehen. Wenn sie in die Wörter eintaucht, kriegen sie ihr Geschlecht. Ihre Sprache, ihr Schreiben wird Teil ihres Körpers. Und sofort ist sie für die Männerwelt verloren.
Zuviele Engel hier ist aus einer Folge von Wörtern heraus geschrieben, die durch Verschiebungen und zugespitzte Akzentuierungen einen neuen Sinn ergeben. deshalb arbeitet das Stück mit Brechungen: satirischen Überhöhungen, Zitaten aus Franziskas Leben, Comicelementen, tragischen Abstürzen, Traumspielen und musikalischen Geschichten.
Über die bayerischen Landesgrenzen hinaus ist sie berühmt geworden, Franziska Gräfin zu Reventlow (1871-1917). Männlich in ihrem Liebesverlangen, weiblich in ihrem Mut, kindlich in ihren Spielen. In ihren Liebesexzessen schafft sie sich selber, eine Kunst- und Kultfigur. Rebellisch und meistens in Opposition zu Familie, Staat, herrschender Moral, nimmt sie jenes libertine Lebensgefühl vorweg, das sich in Europa vor dem ersten Weltkrieg in der Subkultur ankündigt und später in die Metropolen hineinexplodiert. (Mona Winter)
Mona Winter
Zuviele Engel hier
Franzi (ska Gräfin zu Reventlow)
Eine Comödie
Eine Comödie
1 D, 5 H, Verwandlungsdek
UA: 20.11.1997 · Alexeij Sagerers Theater pro T, München · Regie: Mona Winter