Zum fünften Mal kommen sie an diesen See, die Schwestern Martha und Anny. Zum fünften Mal hegt Martha die Hoffnung, dass der hier ertrunkene Sohn wieder lebendig auftaucht. Zum fünften Mal wartet sie vergeblich. Nicht der Tote erhebt sich aus dem trüben Gewässer, dafür aber die unliebsamen Erinnerungen der beiden Alten. Aus dem Trauergang wird eine Abrechnung mit der Vergangenheit. Gnadenlos beleuchten die Schwestern das Leben der anderen, offenbaren, verurteilen und verletzen sich verzweifelt. Anny, todkrank, Martha, todunglücklich. Mit Geschick nutzen sie ihr Wissen, um Illusionen zu rauben, mit Bedacht überhören sie ihre leise durchdringenden Hilferufe. Irgendwann flieht Anny die Wahrheit. Jenseits der nebeligen Wiese entdeckt sie ihren Prinzen. Die alte Frau geht, ihn zu begrüßen. Stille. Marthas Rufen, Marthas Schluchzen verschluckt der Nebel. Das Wasser platscht. Am Ufer sitzt ein alter Mann, sitzt dort und wirft Steine ins Wasser. Von Anny keine Spur.
"Maes hat auch diesmal mit seinem Stück ein sehr dichtes, zugleich tiefenpsychologisches, mentalitätsanalytisches und gesellschaftskritisches Drama geschrieben." (Zeitung)
Jean-Paul Maes
Wir sehen uns doch nur einmal im Jahr hier im April.
(Mir gesinn eis jo nëmmen all Joer eng Kéier hei am Abrëll)
2 D, 1 H
UA: · Escher Stadttheater · Regie: Eva Paulin
frei zur DSE