Adam Rapp

Wintervogel
(Blackbird)
Deutsch von Henning Bochert / Henning Bochert
1 D, 1 H, 1 Dek
UA: Juni 2001 · Bush Theatre, London
DSE: 14.01.2005 · Württembergisches Landestheater, Esslingen · Regie: Marco Süß
Heiligabend in einer kleinen Mietwohnung in der Canal Street in New York. Baylis und Fröschchen leben hier zusammen in Dreck und Armut, mit Drogen und Krankheit. Von ihrem Leben ist jede Schicht einer nur annähernd geordneten bürgerlichen Existenz längst abgeblättert. Baylis humpelt, er ist impotent und inkontinent und seine Rückenschmerzen erfordern einen kontinuierlichen Wiskhykonsum. Fröschchen schnupft Heroin. Sie hat gerade erfahren, dass sie an Hepatitis erkrankt ist.
In ihrer seltsam schnodderigen und doch eigenartig schönen Sprache reden die beiden miteinander, erzählen sich voneinander, erneuern redend das, was sie verbindet, und das, was sie einander sind und sein können: Eine Insel der Geborgenheit und Verlässlichkeit in einer chaotischen und feindliche Welt, durch deren Raster sie bereits gefallen sind. Wegen ihrer Krankheit kauft Baylis für Fröschchen ein Busticket und ruft ihre Mutter an, doch je mehr sie erzählt, je tiefer sie sich im Bett verkriecht, umso klarer wird, dass sie diesen Bus niemals nehmen wird.
Der verzweifelten Situation, in der sich die beiden physisch, finanziell und all ihren Lebensumständen nach befinden, begegnen sie mit Sprachwitz, Phantasie und einer niemals artikulierten, aber umso stärker spürbaren selbstlosen und großen Liebe. Der Vogel schaut durchs Fenster zu.