Friederike versammelt gerne Geister der Vergangenheit um sich. Bevorzugt sind berühmte Personen, solche, die zu früh starben und denen die Welt ihre verdiente Anerkennung schuldig blieb. Und schließlich solche, deren Biografie sie kürzlich las. Weil die Geister zurzeit aber ausbleiben, will Amalia die Chance nutzen, Friederike diese Flausen auszutreiben. Sie arrangiert für eine der gemeinsamen Séancen eine „wirkliche“ Zusammenkunft mit den beiden aktuell verehrten „Geistern“: dem Dramatiker Christian Dietrich Grabbe und dem Physiker Johann Wilhelm Ritter, die ihrerseits aber nur der örtliche Brieftäger und sein Freund sind. Außerdem wird der zufällig erscheinende Hausarzt schnell zum Dada-Poeten Raoul Hausmann umfunktioniert. Der Versuch, Friederike mit diesem Schauspiel in die Realität zurückzuholen, gerät jedoch zur Farce. Friederikes Welt und die Kraft ihrer Phantasie obsiegen, und die behauptete Repräsentation geht über in eine Metamorphose, die vermeintlichen Darsteller scheinen auf erstaunliche Weise mit ihren Rollen zu verschmelzen. (Ankündigung schauspielfrankfurt)
„Lentz’ Stück ist ein gelungenes Beispiel der abseitigen Gattung Literaturgroteske, deren erstes Beispiel in deutscher Sprache Grabbe schrieb (Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung) und die umso besser ist, je abgedrehter sie wird. Je größer die Delle, die der Text an der Waffel hat, desto wichtiger die Pointensicherheit der Sprecher. Nichts anderes ist die Kunst der Komödie.“ (Frankfurter Rundschau)
Michael Lentz
Warum wir also hier sind
Kein Traumspiel
Auftragsarbeit für das schauspiel frankfurt
2 D, 3 H
UA: 16.01.09 · schauspiel frankfurt · Regie: Niklaus Helbling