Schon immer war der Wald ein Sehnsuchtsort und Möglichkeit zum Rückzug aus der Welt. Im Schatten seiner Bäume wuchern Mythen, Märchen und Magie. Doch seine Weitläufigkeit weckt auch Begehren, zum Beispiel bauabsichtlicher Art. Nichtsdestotrotz gilt eins: Wer sich in den Wald hineinbegibt, kommt verändert wieder raus.
So und nicht anders ergeht es den Figuren dieses Stücks. Ein Uniprofessor und seine Geliebte verirren sich auf dem Weg zum Liebesnest, eine junge Aktivistin verliert den Gruppenanschluss, eine Erbin durchstreift den Wald mit riesiger Axt, und ein Druide beschwört die Rückkehr zur Natur. Sie begegnen jenen, die sich dauerhaft hier aufhalten: den Bäumen und dem wuchernden Gewächs, dem Förster, einem Geschwisterpaar, einer Hexe, einer flüchtigen Gestalt und einem Vogel.
Voller Witz lockt Björn SC Deigners Stück in kleinen Episoden tief und tiefer in den Wald hinein, wo sich sämtliche Gewissheiten zunehmend auflösen. Nichts bleibt, wie es scheint, und so wuchert es immer weiter bis an den Rand des Realistischen und darüber hinaus. Zurück am Parkplatz bleiben schlussendlich die, die vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.
Björn SC Deigner
Waldstück
Auftragsarbeit für das Staatstheater Meiningen
3 D, 2 H
UA: 9.4.2022 · Staatstheater Meiningen · Regie: Schirin Khodadadian