Drei Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs – oder schon darüber hinaus: Die Schwestern Lenny, Meg und Babe treffen sich nach längerer Zeit in dem Haus wieder, in dem sie großgeworden sind. Die Ereignisse haben sich überschlagen: Ihr Großvater liegt im Krankenhaus, und Babe hat auf ihren Ehemann geschossen. Das würde schon reichen, um eine Nacht lang durchzureden. Die drei Schwestern kommen von ungleichen Polen, zu denen sie flüchteten, um ihrer traumatischen Kindheit zu entgehen. Jede einzelne Flucht missglückte und führte nur weiter in einen Strudel aus Beschädigungen, Lügen und Selbstbetrug. In rasantem Tempo decken sie alles auf, was schon war: ihr Vater ließ die Familie in Stich; ihre Mutter erhängte erst die Katze und dann sich selbst; Lenny versank in Einsamkeit; statt Karriere als Sängerin zu machen, landete Meg in einer psychiatrischen Abteilung; Babe wurde von ihrem Mann misshandelt und hatte eine Affäre mit einem fünfzehnjährigen Jungen.
Diese und weitere Katastrophen der Vergangenheit türmen sich zu einem wackeligen Turm der Traumata, der durch die aktuellen Ereignisse einzustürzen droht. Ins Wanken gebracht wird er immer mal wieder durch die quirlige Cousine der drei, deren Kinder Farben verschlucken und die selbst nichts lieber möchte, als die drei Schwestern aus dem Haus zu kriegen. Der Tiefpunkt ist erreicht, als Babe hilflose Selbstmordversuche unternimmt.
Die groteske Farce einschließlich empfindsamer Überhöhung am Ende spielt bitterböse mit Klischees, die sich gegenseitig übertrumpfen. Mehr als einmal stockt einem bei diesem Konglomerat aus Desastern der Atem.
Beth Henley
Verbrechen aus Leidenschaft
(Crimes of the Heart)
4 D, 2 H, Verwandlungsdek
UA: Feb. 1979 · Actors Theatre of Louisville
DSE: 03.10.1982, Bühnen der Stadt Bielefeld
DSE: 03.10.1982, Bühnen der Stadt Bielefeld