"Sittliche Entrüstung - ? Gegenüber von Kunstwerken gibt es überhaupt keine. Was man so zu nennen pflegt, ist ein durchaus fiktiver Begriff." Arthur Schnitzler
Der Prozess um den Reigen fand im November1921 vor dem Landgericht II, Strafkammer 6 in Berlin gegen die Direktion, den Regisseur und die Schauspieler der Aufführung von Arthur Schnitzlers Reigen am Kleinen Schauspielhaus statt. Der Prozess steht am Ende eines von Mitgliedern aus Behörden und vor allem deutschnationalen Vereinen organisierten Protestes, der die Aufführung des Reigen als "Vornahme unzüchtiger Handlungen" zu verbieten suchte. ...
Im Rowohlt Verlag Berlin ist 1922 der "Vollständige Bericht über die sechstägige Verhandlung gegen Direktion und Darsteller des Kleinen Schauspielhauses Berlin" als Buch erschienen. ...
Der hier vorliegende Text ist eine stark gekürzte Fassung dieser Dokumentation. Die ausführlichen Gutachten der von der Verteidigung hinzugezogenen Sachverständigen Alfred Kerr, Herbert Ihering, Georg Witkowski und Ludwig Fulda, sind zusammengefasst, da jedes der Gutachten eine eigene Lesung beanspruchen würde.
Zugespitzt ist die Textfassung in der bemerkenswerten Eigendynamik, die der Verlauf des Prozesses durch die Zeugenaussagen gewinnt. Das Ressentiment scheint einer Virusinfektion ähnlich, nämlich ansteckend zu sein. Offenbar verleitet es dazu, etwas anderes zu sehen, als das, was sich auf der Bühne tatsächlich abspielt. Die Vorgänge auf der Bühne scheinen zunehmend als Projektionsfläche für das eigene Theater, das sich in den Köpfen der Zuschauer abspielt, zu dienen. Der Prozess ist dadurch auch eine recht aufschlussreiche Studie über die Rezeption von Theater." Brigitte Landes
Arthur Schnitzler
Urreigen
Der Kampf um den Reigen
Für die Bühne bearbeitet von Brigitte Landes
13 D, 32 H, (Mehrfachbesetzung empfohlen)
UA: 13.02.2005 · Deutsches Theater (Kammerspiele), Berlin · Regie: Brigitte Landes