Eugene O'Neill

Unterm karibischen Mond
Einakter
(The Moon of the Caribees)
Deutsch von Robert Schnorr
4 D, 15 H, St, 1 Dek
UA: 20.12.1918 · The Provincetown Playhouse, New York · Regie: Thomas Mitchell
DSE: 21.12.1924 · Volksbühne Berlin · Regie: Erwin Piscator
Die "Glencairn" liegt seit Tagen vor einer karibischen Insel vor Anker. Vom Land klingen melancholische Gesänge der Einwohner herüber. An Bord hat sich ohnedies Lethargie und Langeweile breitgemacht, die in Aggression umzukippen droht. Die Matrosen warten ungeduldig auf die Ankunft Bellas, die Rum und Frauen an Bord schmuggeln wird. Unter den Matrosen ist auch Smitty, ein junger Engländer, der sich an den animalisch-amourösen Vergnügungen der anderen nicht beteiligt. Wie sonst keiner an Bord spürt er, dass sie alle Verlorene sind, ausgestoßen aus dem Leben. Ihn selbst, an Bord ebenso deplaziert wie im früheren Leben, trieb eine unglückliche Liebesgeschichte zur See. Smittys Defätismus steht dem naiven Lebenstrieb der anderen Matrosen gegenüber. Auch sie spüren die Sinnlosigkeit ihres Tuns, geben aber ihrem vitalen Impulsen nach. Aber die Liebe oder das, was man dafür hält, schlägt bei den Matrosen in einen rasenden Tanz, schließlich in Gewalt um.

In einem Momentausschnitt umfasst O'Neill die ganze Trostlosigkeit eines nicht gelebten Lebens und zerstörter Illusionen. Resignation und Verbitterung, das Dasein als einzige Enttäuschung - dafür hat O'Neill auch in diesem Einakter eine Parabel geschaffen.