August Strindberg

Todestanz
I.Teil: Stück in 4 Akten
II. Teil: Stück in 3 Akten
(Dödsdansen)
Deutsch von Hansjörg Betschart
2 D, 4 H, 1 Dek
UA: 29.09.1905 · Altes Stadttheater, Köln
Wer tanzt? Strindbergs Vorbild aus dem Leben erhellt den Titel: Sein kranker Schwager Hugo Philp stellte sich gegen Strindberg auf Siri von Essens Seite und warf ihm vor, seine Kinder im Stich gelassen zu haben! Annas und Hugos Tochter, Marta, bezeugte Jahre später die Begeisterung ihres Vaters für Halvorsens Marsch, den "Einzug der Bojaren". Strindbergs Schwester begleitete Hugo auf der Geige: Hugo tanzte, Hugo kollabierte, wie später Edgar im Stück, und August Strindberg war Zeuge des Tanzes. Er notierte: "Todestanz im Bad Salzsee."
Wer tanzt? 1900 feierten Anna und Hugo Silberhochzeit, wenige Tage, bevor Strindberg sein Stück beendete. Die Silberhochzeit besuchte er nicht. Hugo nannte er in einem Brief an Torsten Hedlund: "Ein Mann, der die Rätsel des gesamten Universums bereits gelöst hat - mit links!"
1900. "Letzter Oktobertag: Todestanz beendet!" Aus dem Leuchtturm ist ein ehemaliges Gefängnis geworden. Aus dem Lotsen ein ehemaliger Artilleriehauptmann. Aus Hugo Edgar. Aus Ann Alice. Nebenfiguren sind verschwunden. Der Vampir Edgar ist gefunden. Als Strindberg den zweiten Teil schreibt, hat er den Vampir bereits definiert: "Nun, da sein Leben entweicht, klammert er sich an anderen Menschen fest, lebt deren Leben, nistet sich in ihren Seelen ein."
Wer tanzt? "Nennt das Stück, wie ihr wollt, aber streicht nichts! Es braucht die Wirkung eines Romans und dessen Gründlichkeit! Zum Schluss bleibt nur die Verkündigung der großen Resignation. Ohne sie ist jegliches Leben unmöglich! Entfernt nicht mein Ureigenstes! Es wäre das Ende meiner Tage!" schreibt er 1902 an Reinhardt. Und eine Woche später legt er einer eigenhändig stark gekürzten Fassung die Worte bei: "So ist es am besten! Beide Teile an einem Abend!" Bis zu Reinhardts bahnbrechender Inszenierung 1912 gehen allerdings noch einige Jahre ins Land.
(Hansjörg Betschart)