Kent, 596 nach Christi Geburt: Die Wotan-gläubigen Jüten halten das Land besetzt. Cymen, Oberhaupt einer jütischen Familie, kehrt mit seinen Söhnen geschlagen aus einer Schlacht gegen die aufständischen Briten zurück. Er selbst verkehrte den sicheren Sieg ins Gegenteil. Eine Vision aus Licht und Liebe ließ ihn den Briten Hoel retten. Von ihm erhofft sich Cymen Klärung darüber, welcher Gott oder welcher Teufel ihm die Vision schickte. Aber allein seine Tochter Martina ist bereit, den Gefangenen Hoel zu bewirten. Durch sie kommt auch der ewig lebende Merlin auf das Gut und macht die Vorhersage, dass auch die Jüten einmal Christen sein werden. Cymens Söhne dagegen fordern den Tod Hoels als Opfer für die rasenden Götter. Die Wölfe, die in ihre Herde einfallen, verstehen sie als von Wotan geschickte Plage. In Abwesenheit des Vaters töten sie den Briten. Cymen, der zu einem Empfang des Abgesandten aus Rom geladen war, kommt mit der Botschaft zurück, dass sie in Zukunft nicht mehr in der ständigen Angst vor dem Zorn der Götter leben müssen: Der neue, einige Gott ist ein Gott des Friedens.
In Frys Schauspiel über die Christianisierung in England ringen die Menschen angstvoll um die richtige Religion. Ausgehend von dieser historischen Folie geht es Fry aber noch um weit mehr: nämlich um die immer gültige Schuldfrage. Geht die Schuld der Väter auf die Söhne über? Kann Schuld getilgt werden? Bei aller Tragik vergisst Fry aber auch das Leichte nicht: An das Volkstheater und an Shakespeare erinnernd, führt er mit dem Diener Colgrin eine humoristische Ebene ein. Mit viel Wortwitz und gelassener Chuzpe reagiert er auf die überreizten Gedanken und Handlungen der Herrschaft.
Christopher Fry
Thor mit Engeln
Schauspiel in 1 Akt (abendfüllend)
(Thor With Angels)
(Thor With Angels)
Deutsch von Robert Schnorr
3 D, 9 H, 1 Dek
UA: Juni 1948 · The Pilgrim Players (Canterbury Festival) · Regie: Christopher Fry
DSE: 15.06.1955 · Städtische Bühnen (studio), Köln · Regie: Friedrich Siems
DSE: 15.06.1955 · Städtische Bühnen (studio), Köln · Regie: Friedrich Siems