Unter dem Deckmantel eines Sängerkriegs auf der Wartburg erzählt Richard Wagners Oper "Tannhäuser" vom gescheiterten Versuch der Wiedereingliederung eines rebellischen Außenseiters in die Gesellschaft.
Gleich zweimal entfernt sich der Titelheld aus seinem sozialen Umfeld. Im sexuell aufgeladenen Milieu der Venus wird er nicht heimisch. Und die moralischen Schranken seiner eigenen Szene machen eine erfolgreiche Rückkehr in diese und zu Elisabeth unmöglich. Da bleibt ihm nur die Flucht in die Religion. Zwei Gesellschaften existieren nebeneinander, aber berühren sich wie parallele Geraden erst in der Unendlichkeit.
Nuran David Calis’ politische Lesart des Tannhäuser-Stoffes verpflanzt die höfische Gesellschaft der Wartburg in eine Umgebung, für die die Kölner Keupstraße Pate gestanden haben könnte. Verheißungsvolle Lichter spiegeln sich wie sehr verblasste Abendsterne auf dem Asphalt. Die Träumerei von einem anderen, gemeinsamen Leben zersplittert und am Ende bleiben die Hauptfiguren alleine. Da verhallt im Hier und Heute auch jedes göttliche Machtwort unerhört.
(Ankündigung Oper Wuppertal)
Nuran David Calis
Regie
Tannhäuser
von Richard Wagner
Premiere am: 06.03.2022
Oper Wuppertal