"Die Zeit verlangt, wenn die Wirklichkeit die wahren Tragödien offeriert, vom Theater das Satyrspiel. Florian Felix Weyhs STIRLING. DAS GLÜCK DER BEWEGUNG ... ist der komische Bocksprung übers Blutopfer hinweg. 'There is no true German in the false' - dieses frei nach Teddy Wiesengrund verkalauerte Motto steht der Komödie voran. ... Abschreibungstüchtige Zahnärzte, Greenpeace-Aktivisten, tränenreiche Pastoren, schüchterne Müsli-Esser und arrogante Yoga-Ladies basteln an einem Mecklenburger See in einer alten Villa den Motor der Zukunft. Es ist der mit Rüben und Kartoffeln lautlos-grün laufende Stirling. Sie gründen einen gemeinnützigen Konzern, zerreißen sich die Hosen, bringen sich in Affären ein und pflegen den Gesundschlaf mit Pferdeäpfelpackungen. Aber die Grünen sind nicht grün, Pfarrer nicht sentimental, Frauen nicht meditativ, die Stummen nicht stumm. Die Eisenplatte, die ihnen als gemeinsamer Tisch dient, um den herum sie das Brot brechen, den Kaffee verschütten und den Champagner süffeln, kracht dauernd zusammen. Auch der Motor ist nicht der Motor, den alle sich erträumten, weil die Ost-Pfarrer West-Perspektivagenten des VW-Konzerns sind, die in die grün-alternative Zukunftsplanung eingedrungen sind. Das scheinbar unselige deutsch-deutsche Nichtzueinanderfinden entpuppt sich als gefinkelte Wirtschaftsposse. Und nur in der Ökonomie kann in Deutschland Trost sein. Erst kommt das Fressen, dann die Qual. Deutschland, ein Küchenmärchen." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Florian Felix Weyh
Stirling. Das Glück der Bewegung
Eine Gesellschaftskomödie in 4 Akten
4 D, 3 H, 3 Dek
UA: 12.12.1992 · Hans-Otto-Theater, Potsdam · Regie: Katja Wolff