Was macht man mit der Vorstellung, wenn die Schauspieler plötzlich streiken oder anderswo unterwegs sind? Absagen, meint der Direktor, und der Techniker macht schon mal das Licht aus. Schneewittchen deluxe muss ausfallen, das Publikum wird nach Hause geschickt. Aber die Zuschauer wollen nicht gehen. Ein Mädchen meldet sich und findet, man solle trotzdem spielen. Wenn Schneewittchen nicht da ist, könnte man doch eine andere Story erfinden. Der Direktor ist einverstanden. Er holt Angelika auf die Bühne, und sie beginnt spielerisch mit einer Geschichte mitten aus dem Leben - mit ihrer eigenen. Angelika, sechzehnjährige Tochter eines wohlhabenden Kaufhausbesitzers, hat alles, was sie braucht und noch mehr. Aber: Sie will sich umbringen. Nur warum?
Die Theaterleute steigen in das Spiel ein. Sie steuern ihr Fachwissen bei, übernehmen verschiedene Rollen und suchen nach dem Kern der Story. Ben wird dazugeholt, ein Zuschauer wie Angelika, auch er sechzehn Jahre alt. In Bens Geschichte geht es um seinen arbeitslosen Vater.
Im Spiel verbinden sich die zwei Geschichten zu einer einzigen. Mit viel Witz und etwas Sentiment wird sie mit allen Mitteln erzählt, die dem Theater zur Verfügung stehen. Und auch über das Theater selbst erfährt man so einiges. Aber das ist kein Spiel im Spiel, sondern Theater, das zur Wirklichkeit wird, und Wirklichkeit, die nur durch das Theater wahrhaftig werden kann.
Martin Baltscheit
Schneewittchen darf nicht sterben
Für Jugendliche ab 13 Jahren
Für Kinder ab 10 Jahren
2 D, 4 H
UA: 09.10.2005 · Düsseldorfer Schauspielhaus, Kinder- und Jugendtheater · Regie: Klaus-Peter Fischer