Rosi und Hansi. Zwei Frauen auf einem Bauernhof irgendwo am Land. Was wir als Leben der beiden Frauen sehen, erscheint nur in der Abwesenheit des einzigen Mannes im Haus. Seine Gewalttätigkeit und Unberechenbarkeit engen diesen Rahmen, diese Zone des Lebens bis aufs Äußerste ein. Doch man ist erfinderisch und ist für einander alles: Mutter, Tochter, Freundin, Geliebte, Rivalin, Königin und Prinzessin. Zwei Frauen in einem quasi polymorphperversen Beziehungsgeflecht. Ein gemeinsamer Plan der beiden, der tief aus dem Abgrund des Traumatischen auftaucht, bringt das relativ stabile Arrangement zwischen ihnen aus den Fugen. Würde man diesen Mann, Sohn der einen und Ehemann der anderen, nur schneiden wie eine Sau, dann müsste doch alles gut werden und weit und offen. Einmal ausgesprochen lässt dieser Plan die beiden Frauen nicht mehr in ihrem Beziehungsarrangement ankommen. Sogar das gemeinsame, fragile Stückchen Leben zerbricht und alles schreitet auf eine Katastrophe zu, die in ihrem Plan nicht vorgesehen war.
Das Traumatische der Sexualität ist nicht so sehr ihr Vollzug sondern das Scheitern, ihre Dunkelheit und das Fehlen eines prästabilisierten Geschlechterverhältnisses ins Wort zu bringen. Hier ringen zwei Frauen darum dieses Trauma zu verbalisieren. Doch jeder verfügbare Diskurs versagt. ...
Und so stehen die beiden Frauen mitten im Scheitern jeder Rede über das Traumatische. Es bleibt ihnen nur der Weg in die Katastrophe, denn keine Metasprache ist verfügbar, die das Unaussprechliche zähmen könnte. Als Überschuss bleibt nur die Stimme einer Tochter, die selbst nichts sagt außer das Hoffen auf eine andere Sprache... (Ewald Palmetshofer)
2005 wurde Ewald Palmetshofer für sauschneidn. ein mütterspiel der Retzhofer Literaturpreis für junges Drama verliehen.
Ewald Palmetshofer
sauschneidn. ein mütterspiel
2 D, Stimme von Sonja, Stimme von Karl
UA: 29.04.2009 · Theater an Lend, Graz (eine Produktion der UniT Graz) · Regie: Dieter Boyer