Die Situation: das Aufnahmestudio einer Fernsehstation, ein Musikvideo wird geschnitten, eine Sportreportage kommentiert, die optimale Moderatorin für eine Heimatsendung mit kommunikativem Alltagseffekt gesucht, von Männern natürlich. - Schauplatz für den grausamen, "normalen", weil der Norm entsprechenden unbewussten und daher um so brutaleren Chauvinismus, der sowohl etwas erzählt über die Feigheit der Leut' als auch über die Hilflosigkeit ihrer Scherze und die Erbärmlichkeit ihres Umgangs mit sich selbst und also auch mit anderen, der aber auch die Frauen nicht schont, sie als Beteiligte zeigt in diesem Spiel, nur manchmal als Opfer, das sie vielleicht strukturell gesehen tatsächlich noch sind, aber unter anderem eben auch deshalb, weil sie unbedingt in genau diesem Spiel dabei sein wollen, mit diesem berühmten zwiespältigen Gefühl und der Scham, die das auslöst, aber dennoch und eben fast um jeden Preis.
Ein neues, bissig brillantes Stück der Autorin, eine Realsatire von großer dichterischer Kraft.
Marlene Streeruwitz
Sapporo.
3 D, 5 H, 1 Dek
UA: 26.10.2000 · steirischer herbst, Graz · Regie: Kazuko Watanabe