Hansjörg Schertenleib

Rabenland
2 D, 7 H, 2 Dek
UA: 26.03.1993 · Bayerisches Staatsschauspiel (Marstall), München · Regie: Wolfram Apprich
Zwei Welten, ein Bahndamm, Treffpunkt der einsamen Jugendlichen Block, Ferse, Watte und dem Mädchen Palme. Dagegen die Familie: Vater, Sohn, Tochter, der Freund. Im Hintergrund kaum zu sehen, das Heim für Asylsuchende. Block, Ferse, Watte und Palme stehen den Neonazis nah. Fremdenfeinde. Aggressiv gegen jeden, der ihnen vermeintlich zu nahe tritt. Sie schließen sich zu einer Gruppe zusammen, mit Block als Führer. Ihre anfangs nur verbalen Attacken gegen die Ausländer gipfeln schließlich in einem brutalen Anschlag auf das Heim der Asylsuchenden, wo die Tochter arbeitet. Es gibt Tote, und die Tochter muss als Krüppel im Rollstuhl ihr Leben verbringen. Die Täter aber werden freigesprochen. Die Familie schwört Rache, und es gelingt den drei Männern, Palme in ihre Gewalt zu bringen, die sie zu einem Geständnis zwingen wollen - ebenfalls mit brutalsten Mitteln. Von den Kumpels im Stich gelassen, unternimmt Watte, der Außenseiter der Gruppe und in Palme verliebt, den Versuch, das Mädchen zu befreien. Er dringt in das Haus der Familie ein. Als Vater, Bruder und Freund hinzukommen, kommt es zu einem Handgemenge um Wattes Handgranate. Das Bild friert ein, Watte zieht die Handgranate ab und hält sie starr in die Höhe.
Hansjörg Schertenleibs Rabenland beschreibt die Zustände, ohne seine Figuren zu denunzieren. Sie wissen wenig voneinander, und in der Begegnung kommt es sofort zur Konfrontation. Hansjörg Schertenleib zeigt nicht nur die Aggressivität der vier Jugendlichen, sondern auch die Bereitschaft der Bürger zur Selbstjustiz, wenn sie sich vom Gesetz im Stich gelassen fühlen.