Im Studio ist der Regisseur unzufrieden damit, woran seine Darsteller denken, nämlich daran, wie sie sich mit dem verdienten Geld eine bürgerliche Existenz aufbauen können. Unten tritt der Hausbesitzer gegen seinen eigenen Laden und damit gegen eben diese bürgerliche Existenz. Und auf beiden Seiten herrscht gegenseitige Unterdrückung bis hin zur totalen Demontage des Gegenübers. Am Ende obsiegt „Purzel“, der von seiner Frau drangsalierte Hausbesitzer. Ihm gelingt es, die Pornodarstellerin zu erwürgen – eine monströse Tat, von allen, einschließlich der Pornodarstellerin selbst, gutgeheißen.
Bis zu dieser Hinrichtung schraubt sich die gallige Spirale aus Verachtung, Ausnutzung und Erniedrigung durch die „sieben Gerüchte“ wie durch sieben Todsünden des 20. Jahrhunderts. Sex und Todessehnsucht, Kunst und Krieg, Kaffee und Kuchen, das sind nur einige der Synonyme für die maßlose Unzufriedenheit mit dem stereotypen Leben, aus dem es hier nur punktuell ein Entrinnen gibt. Werner Schwabs Zustandsbeschreibung von einer durchsexualisierten Welt, in der es nur mehr verlorene Menschen gibt, ist bitter – und echt Schwabisch.
Werner Schwab
Pornogeographie
Sieben Gerüchte
4 D, 5 H, 1 Dek
UA: 03.10.1993 · Vereinigte Bühnen, Graz · Regie: Werner Schwab