Philippe Braz

Off-Shore
(Off-Shore)
Deutsch von Wenke Hardt
1 D, 4 H
frei zur UA
Irgendwo in einem Land „off-shore“ lebt eine Familie im unfreiwilligen Exil. Seit mehreren Tagen beobachtet eine unbekannte Frau das Haus der Familie, draußen, in der Hitze. Die Frau bewegt sich
nicht. Sie ist einfach da. Ihre Anwesenheit verfolgt die Bewohner des Hauses.
Wer ist sie? Was will sie? Warum geht sie nicht weg?
Ist sie die Witwe des Vorarbeiters, den Monsieur B. (Eigentümer eines Bestattungsunternehmens und machtbesessener Tyrann) in den Selbstmord getrieben hat? Ist sie die Mutter der zwei Mädchen
aus dem Nachbardorf, die Adolphe, der älteste Sohn, vergewaltigt hat und die sich in den „gewaltigen Fluss“ gestürzt haben? Ist sie eine „Heilige“, wie die Mutter glaubt, die sie heimsucht, um jeden
einzelnen für seine „Sünden“ zu brandmarken? Ist sie eine Brechung des Lichts, eine optische Illusion, die den kranken Gemütern entsteigt, ein Ausdruck der Sterblichkeit, wie es sich Abel vorstellt,
der allzu schwache Sohn mit dem gebrochenen Willen?
Sie muss beseitigt werden, um jeden Preis.
Unterdessen arbeitet Pisar, der geheimnisvoll bedrohliche und schweigsame Diener, am Niedergang dieser Familie, die am Ende ihres Weges angekommen ist.

„Off-Shore zeigt fünf Figuren in einer geschlossenen Gesellschaft, die sich von einer fremden Erscheinung bedroht fühlen. ... Die Sprache ist schnell, ohne Interpunktion, in kurzen Zeilen komponiert, und die Repliken folgen aufeinander ohne Atempause und reißen uns mit in einem tobenden Strom, in dem sich die Poesie mit der Wucht einer Sprache mischt, die mitunter roh ist, aber immer gewaltig und verheerend.“ Serge Cabrol (Encres Vagabondes)