Nan hat sich zum Sterben niedergelegt. Aber der Tod lässt auf sich warten. Net, mit dem er sich das Bett teilt - Nan gehört es in der Nacht, Net am Tag - wird ungeduldig. Zu viele Tage schon musste er auf Schlaf verzichten. Aber der Tod lässt sich auch durch Erzählungen über das Sterben anderer, und seien sie römische Kaiser gewesen, nicht anlocken. Und als er schließlich doch kommt, stellt er sich zu Net. Nan - "In diesem Raum gibt's nur einen, der erledigt, ruiniert und kaputt ist, mich!" - verscheucht den kichernden Tod - bis auf weiteres. Er will weiter passiv dahinvegetieren, bis seine Stunde schlägt.
Das Leben fordert Handlung, der Vermieter fordert Geld. Net geht auf die Suche nach Kapital, um Nan wie den berühmten Hungerkünstler ausstellen zu können.
Nan provoziert derweil die Putzfrau Sirrah mit indignierenden Fragen nach Himmel und Hölle. Ausgestiegen aus dem Spiel um "Leben und Tod" gibt er auch gerne den Paravent für einen Vatermord. Der Tod aber, wieder gutgelaunt und verspielt, geht strikt nach Plan vor: der Vermieter steht nicht auf seiner Liste.
Net dagegen stirbt, und Nan folgt ihm schließlich aktiv "ins große Zelt" - endlich das Nichts.
Stefan Schütz' Net und Nan erinnern nicht von ungefähr an Figuren aus dem Beckettschen Kosmos. Bei ihm ist Leben und Tod gleichermaßen absurd. Durchsetzt mit ironisch auffrisierten literarischen Zitaten, gewinnt der Defätismus die Oberhand: "Nicht alles im Leben ist sinnlos, aber alles Leben ist sinnlos." Allein: Wenn die Abschaffung des Lebens - und damit des Todes - so wie hier auch mit Humor vorstellbar ist, kommt das fast wieder einem Auftrag zum Überleben gleich. Denn wer wollte sich das große Spiel entgehen lassen?
Stefan Schütz
Net & Nan
oder Warten auf den Tod
1 D, 5 H, 1 Dek
frei zur UA