Aus dem St. Petersburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts verschleppt der ehemalige Arzt Brando den Körper des verstorbenen Mädchens Lisa nach Shambala, ins mythische Tibet. Lisa wird - 5 Jahre später - an ihrem Geburtstag auferweckt, und die beiden leben dort mit Toten, Untoten, Lebenden und Noch-nicht-Geborenen in einer Kommune zusammen.
In Shambala ist alles möglich, denn in Shambala gibt es nur das Hier und Jetzt. Hitler malt und spielt mit Mussolini Schiffe-Versenken; Marx als Bäcker serviert Bier und Piroggen und zitiert währenddessen aus seinen Werken; Lama -"eine der Säulen des Lamaismus"- ist Alkoholiker und beschimpft Napoleon. Nostradamus prophezeit die Apokalypse, buddhistische Mönche sitzen herum und meditieren von Zeit zu Zeit mit sonoren Bässen.
Doch eine Expedition aus St. Petersburg, angeführt von Lisas Cousin, Sascha, dringt in Shambala mit dem Ziel ein, alle zu vernichten.
Brando, Sascha und Lisa bleiben übrig, die drei leben weiter, um sich gegenseitig umzubringen. 5 Jahre später feiern sie dann gemeinsam Brandos Geburtstag.
Die letzte Szene gleicht der Anfangsszene, der Kreis schließt sich, der Reigen könnte von neuem beginnen...
In 23 Kapiteln erzählt Alexej Schipenko in einem rätselhaften, scheinbar irrealem Szenenreigen ein Epos über das Leben und die Liebe.
Durch das Auflösen von Grenzen wie Zeit und Ort in der Utopie Shambala erzeugt er beim Zuschauer eine neue Aufmerksamkeit für (Geschichts-)Figuren und die mit ihnen verhafteten Klischees, die andere Facetten und Perspektiven öffnet.
Mit Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Theaters jongliert Alexej Schipenko, er spielt und bricht mit den Mitteln des Mediums, reizt diese aus. Was ist Schein, was Traum, was Wirklichkeit ?
Alexej Schipenko
Naturalwirtschaft in Shambala
Stück in 23 Kapiteln
Deutsch von Christa Vogel
3 D, 17 H, (Doppelbesetzungen möglich), St, Verwandlungsdek
UA: Januar 1996 · Akademisches Dramatheater, Omsk · Regie: Wladimir Petrow
frei zur DSE