"ich hatte ihr erklärt, was kommen würde, ich hatte mit vielen gesprochen. die schleuse, die engen gänge, die kameras, die drehtüren, eins nach dem anderen, und du hörst nur die eigenen geräusche, den eigenen atem. und warten. vor allem warten. irgendwann leute in uniform hinter glas, fingerabdrücke, papiere. niemand spricht ein wort, handzeichen, kopfzeichen, lichtzeichen. und alles nährt deine unsicherheit, du zögerst, spürst dein herzklopfen, zensierst deine gedanken, antizipierst dein zusammenzucken, den ersten schlag. und plötzlich wirst du ausgespuckt, stehst draussen im staub. und es ist heiss."
So der Beginn einer Szene. Schwester und Bruder. Sie sprechen über ihre Mutter. Die Schwester wollte mit ihr über die Grenze? Die Mutter musste zurückbleiben? Erinnerungen, Erklärungsversuche … und viele Fragen, nicht nur an die Vergangenheit.
Eine andere Szene: Ein Mann und eine Frau. Sie kennen sich, haben sich aber wohl eine Weile nicht gesehen. Dann sprechen sie über seine Mutter. Auch hier der Versuch, sich gegenseitig und selbst zu erinnern, Erklärungen werden gesucht … und wieder viele Fragen. «im gehen lässt es sich leichter lügen.» - ein Fazit?
Und einer singt ein Lied.
Sabine Harbeke
nahkampf
Auftragsarbeit für das Theater Luzern
1 D, 1 H, St
UA: 03.05.2014 · Theater Luzern · Regie: Sabine Harbeke