„Zu hoch. Habe ich gesagt. Der ist doch viel zu hoch.
Was für ein Irrtum! ...
Sie versteht meine Nachricht.
Sie kommt.
Und wenn mit diesem Irrtum, mit all den Irrtümern aufgeräumt ist.
Dann endlich. Ja.
Dann kommt es gut.“
Der Vater ist am Vortag seines 65. Geburtstags in die Berghütte gekommen und wartet auf die Ankunft seiner Tochter. Mit ihr gemeinsam den Gipfel zu besteigen, wie sie es als Siebenjährige wollte, ist für ihn zum Symbol geworden für alles, was er seit dem Ende seiner Ehe mit der Tochter versäumt hat. Während er wartet, spricht er mit dem Hüttenwirt.
Mit dem spricht am nächsten Tag auch die Tochter, als sie, vom Wirt alarmiert, in der Hütte eintrifft, nachdem der Vater den Aufstieg allein gemacht hat und nicht zurückgekommen ist.
Lorenz Langeneggers Kunstgriff, diese beiden Zeitebenen ineinander zu verschachteln und in kurzen Szenen hin- und herzuspringen, lässt die Geschichte von Vater und Tochter sich allmählich und subtil
entfalten und versinnbildlicht gleichzeitig die wohl unüberwindliche Distanz zwischen ihnen. Vieles bleibt angedeutet, mehrdeutig, wie z.B. des Vaters liebste Erinnerung, seiner kleinen Tochter
beim Schlafen zuzusehen – „Unschuldig. Wie nichts sonst, was ich in meinem Leben gesehen habe.“ – dem die Tochter ihr „Ich halte das nicht aus. Das kannst du nicht. Nicht mehr.“ entgegenstellt.
Lorenz Langenegger
Nah und hoch hinaus
1 D, 2 H
UA: 6. 03.2008 · Nationaltheater Mannheim · Regie: Christiane J. Schneider