Ulrich Zaum

Monsterballade
Eine Ballade - Frei nach Mary W. Shelley
2 D, 3 H
UA: 3.06.2011 · Ruhrfestspiele Recklinghause in Koprod. mit den Hamburger Kammerspielen · Regie: Dania Hohmann
Das Monster verkörpert einen kreatürlichen Kern, den jeder, wenn auch noch so diffus, in sich spürt, versteckt unter all den zivilisatorischen Schichten, die unsere soziale Persönlichkeit ausmachen. Essentielle Lebensimpulse: Liebe als alles verzehrender Wunsch, Zurückweisung, die Vernichtung bedeutet, und was dann noch bleibt, ist der Haß, die einsame Leidenschaft... Der Stoff hat ein ungemein wuchtiges melodramatisches Zentrum, die anderen Figuren hingegen könnten dem Repertoire der Moderne entnommen sein. In sich gebrochen, haltlos, labil...
Mary Shelley hat Dinge wahrgenommen, die sie so eigentlich nicht sehen wollte. Der unerträglich scharfe Blick schneidet durch jedes triviale Muster, sie beschreibt ein ganz neuzeitliches Phänomen, den Typus des Nicht Identischen.... Nicht die Kreatur ist das Monströse, sondern diese eigenartigen, ahnungsvollen Silhouetten aus einem kommenden Jahrhundert... Die Figur der Elisabeth - deutlich die Parallelen zu Mary Shelleys eigener Existenz. Eine hochbegabte Frau, die sich den vermeintlich größeren Geistern unterordnet. Percy B. Shelley, Lord Byron - beide völlig gefangen durch die Aufgabe, die eigene genialische Existenz zu behaupten... für die Menschen, mit denen sie leben, ziemlich verheerend. Mary Shelley hat alle Kinder verloren, dem Dichtergatten folgend auf seiner Suche nach Arkadien, kreuz und quer durch das schwüle, heiße, von Cholera verseuchte Italien. (Aus Ulrich Zaums Notizen zum Stück)

In intensiven dichten Szenen verwebt Ulrich Zaum Motive aus Shelleys Frankenstein mit den Biographien von Mary W. Shelley und Lord Byron. Expressive Silhouetten, kontrapunktisch gesetzt zu Songs aus phantastischem Material von Poe, Milton, Blake und Byron.