Im neuesten Stück von Edward Albee geht es um Identität und Selbst, um Abhängigkeiten und Unabhängigkeit im Kontext von Familie. Und der Altmeister hatte ganz offensichtlich Spaß beim Schreiben dieses absurden Stücks, mit dem er seine Zuschauer reichlich verwirrt.
Kein Albee-Familienstück ohne die Figur der unaufmerksamen, nachlässigen Mutter. Die Mutter in Me, Myself and I hat achtundzwanzigjährige eineiige Zwillinge, die sie nicht auseinanderhalten kann. Was sicher nicht nur, aber vielleicht auch daran liegt, dass sie beide Otto heißen, obwohl einer OTTO (laut) ist und der andere otto (leise). Der Vater der Zwillinge hat sich direkt nach ihrer Geburt aus der Familie verabschiedet und ist seitdem verschollen. Kurz danach ist der Mann, der einfach als „Dr.“ bekannt ist, in Mutters Leben und Bett aufgetaucht – als ihr Psychiater? - und seitdem nicht von dort gewichen.
Zu Beginn des Stücks verkündet der Großbuchstaben-Otto, der laute Otto, dass er zwei Dinge beschlossen hat, nämlich dass er Chinese wird – denn die Zukunft liegt im Asien und er will daran teilhaben – und dass sein Bruder nicht mehr existiert. Verständlicherweise ist die Familie von diesen Aussagen beunruhigt, allen voran Kleinbuchstaben-Otto, dem seine Negierung Kummer macht. OTTO hat leichtes Spiel, seine Mutter davon zu überzeugen, dass einer ihrer Söhne nur in ihrer Einbildung existiert…
„Dithering about what’s real, what’s fantasy , and the inadequacy of language to define the difference is the sort of absurdist game they play well in this family.“ (Variety)
Edward Albee
Me, Myself and I
(Me, Myself and I)
Deutsch von Michael Walter
2 D, 3 H, St
UA: 11.1.2008 · Mc Carter Theatre Center, Princeton, N. J. · Regie: Emily Mann
frei zur DSE