Normalerweise wäre ich aufgestanden, hätte mich fertig gemacht und wäre zur Arbeit gegangen.
Eine einsame Villa auf dem Hügel. Eine bekannte Fernsehmoderatorin macht sich für ihren Arbeitstag fertig. Da rutscht ihr das Handy aus der Hand, zerspringt auf dem Marmorboden der Küche – und
plötzlich geht der Tag nicht mehr weiter. Der kleine Unfall wächst zum unüberwindlichen Hindernis.
Vor dem Gittertor, das die Einfahrt absperrt. Ein junges Mädchen in zerknitterten Kleidern dringt auf das Anwesen vor. Wir wissen nicht, ob sie dazu berechtigt ist, ihre Absichten und ihr Verhältnis zu der Frau auf dem Hügel scheinen widersprüchlich. Ein ums andere Mal tritt sie den Weg an, hinauf durch den Wald, bis zum Rosengarten, bis zu dem Haus, das unheimlich fremd und doch seltsam vertraut ist.
In repetitiven Schleifen bewegen sich die Frauen aufeinander zu, der Text umkreist ihr Verhältnis zueinander: Mutter und Tochter? Alte Feindinnen? Zwei Liebende? Die Vorgänge und selbst die Gegenstände gewinnen ein seltsames Eigenleben. Wie kommen die Schnecken auf die Einfahrt? Und wer hat den glühenden Zigarettenstummel vor dem Gittertor fallengelassen? Ein Stück über die Sehnsucht nach dem verlorenen Zuhause – und über ihre Unerfüllbarkeit. (Lothar Kittstein)
Lothar Kittstein
Letzte Tage
2 D
UA: 21.03.2007 · Produktion des Fringe Ensemble im theaterimballsaal · Regie: Frank Heuel