Stefan Schütz

Kohlhaas
7 D, 26 H, (Doppelbesetzungen möglich), Verwandlungsdek
UA: 15.03.1978 · Karl-Marx-Universität, Leipzig · Regie: Jürgen Verdofsky
Diese Darstellung des Geschichtsverlaufes und die damit verbundene Anforderung an eine Gesellschaft der Zukunft steht am Ende des Weges, den die Figur Kohlhaas in Stefan Schütz Stück durchläuft. Dem ruhig und zufrieden lebenden Bürger Kohlhaas wird durch einen Junker Unrecht zugefügt. Seine Welt bricht zusammen als er merkt, dass ihm die Gerichte sein Recht nicht verschaffen wollen und er macht sich auf zu einem privaten Rachefeldzug, der dann immer mehr zum Kampf einer ganzen Gruppe Unterdrückter wird. Der Kampf ist zunächst erfolgreich, aber Kohlhaas merkt bald, dass er keine wirkliche Veränderung bewirkt, sondern dass sein Kampf gegen das Unrecht auch wieder neues Unrecht hervorruft. Deshalb sucht er den Weg, der weder die Fortstetzung der Gewalt noch die Aufgabe bedeutet: Er will - für kurze Zeit - in Wittenberg die Utopie einer herrschaftsfreien Gesellschaft verwirklichen, um damit ein Zeichen zu setzen und eine Hoffnung zu wecken, die über seinen Tod hinaus wirksam bleibt.
Stefan Schütz schrieb sein Stück in Anlehnung an die bekannte Kleistnovelle und rückt den Stoff in eine wesentliche Epoche der deutschen Geschichte, die Zeit der Bauernkriege von 1525. Der Hauptpunkt ist für Schütz dabei weniger die historische Darstellung einer gescheiterten Revolution, sondern die Diskussion von Unterdrückung, Gewalt, Macht, Veränderung und Utopie. Diese Diskussion zielt auf unsere Gegenwart. Sie liefert keine Patentrezepte, sondern will uns auffordern, unsere Wirklichkeit zu reflektieren, neue Möglichkeiten für das gesellschaftliche Zusammenleben zu finden und die positive Utopie zu denken.