Thornton Wilder

Was wäre es reizvoll, einmal die Phantasiespiele der eigenen Kinder mitzuerleben, einzutauchen in ihre Welt aus glücklichen Träumen und grausamen Alpträumen - eine Welt, die den Eltern verschlossen bleibt und deshalb ihr Misstrauen weckt. Die Eltern von Caroline, Dodie und Billie im Alter von zwölf, zehn und acht Jahren, hegen diesen Wunsch, besonders weil sie ahnen, dass die Phantasien ihrer Kinder nicht gerade unschuldig sind. Und in der Tat: Mit Vorliebe spielen die drei Kinder "Krankenhaus", "Beerdigung" oder "Hausbrand", Spiele, bei denen ihre Eltern stets ums Leben kommen und die Kinder in der Folge als Waisen durch's Leben gehen müssen. Die Eltern erschrecken vor dieser Unerbittlichkeit, gestehen sich aber ein, selbst manchmal den Traum von der einsamen Insel, auf die die Kinder nicht folgen können, zu träumen.
Der Wunsch wird Wirklichkeit: Gemeinsam durchleben Eltern und Kinder eines dieser Spiele: Der Vater wird zum Busschaffner umfunktioniert, die Mutter zur besten aller Lehrerinnen. Auf der Reise malt der Vater alle Schreckensbilder an die Wand, die die Kinder sonst mit genüsslichem Schauder selbst erfinden: Hunger, Krankheit, wilde Tiere, Unfälle. Nach und nach gelingt es beiden Parteien, sich anzunähern. Im Spiel können sie sich Wahrheiten sagen, die sonst ungehört bleiben. Und sie merken, dass sie zusammengehören.