Wie ein Alptraum legt sich die Geschichte über die Wirklichkeit, in der Fiktion und Realität sich zu einem Gespinst verdichten, in dem die Figuren sich unheilvoll verfangen. Das Stück ist ein Kindertraum, ein gewalttätiger Traum und auch ein Liebestraum.
Drei junge Menschen, Eduard, Marianne und Abraham, leben in einem alten Schlafsaal und versuchen, ihn zu ihrem Zuhause zu machen. Eduard, der Jüngste von ihnen, wacht aus einem schweren Traum auf. Es ist sein Geburtstag, es ist Weihnachten. Und während Marianne den Christbaum schmückt, erscheint eine maskenhafte Gestalt mit Eisen im Nacken: der General.
Die Zeitebenen verschieben sich, die Vergangenheit überzieht die Gegenwart mit Krieg und Tod. Nachts zieht Eduard mit seinem Freund Abraham durch die Straßen, geht auf grausame Menschen-, auf Kinderjagd. Der "Kinderlieber" tötet Kinderleiber, um von ihrem Fleisch zu leben. Marianne, die ein Kind von Eduard erwartet, lässt es töten. Der Abtreiber öffnet einen schwarzen Vorhang und zeigt ihr die auf blutige Stöcke gespießten grinsenden Schädel der toten Kinder. Ein Schauspiel, ein grausames Spektakel, ein unheimliches Puppenspiel.
"Das Spiel ist aus", die Figuren sind tot, aber sie stehen wieder auf und spielen weiter: das Spiel vom Tod, vom Krieg, von der Schlacht und von der Liebe. Zum Schluss liegen Marianne und Eduard wieder im Schlafsaal, als hätten sie das grausame Schlachten nur geträumt. Abraham tritt durch die Tür und öffnet die Szene: "Lasst uns von der Liebe reden."
Oliver Czeslik
Kinderlieber
1 D, 3 H, Verwandlungsdek
UA: 16.01.1996 · forum stadtpark theater, Graz · Regie: Tobias Derndinger