"Fünf arbeitslose Schauspieler stehen nach der Schließung ihres Theaters vor dem alten roten Hauptvorhang." "Das bedarf keiner weiteren Beschreibung. Wichtig ist es nicht, aber schmerzhaft." - So eröffnet Roland Schimmelpfennig sein Stück KEINE ARBEIT FÜR DIE JUNGE FRAU IM FRÜHLINGSKLEID. Es geht darin um die fragmentarisch ineinandergefügten, um die eingebildeten oder wirklichen Geschichten von fünf Schauspielern. Um Theater und Theatermenschen. Um vielleicht "geliehene Lebensläufe", wie es einmal heißt. Oder um Leben, Erinnerungen, Sehnsüchte vor allem, die sich in Schimmelpfennigs Schreibe darstellen wie kunstvolle Rollen-Dialoge. In Eric Rohmers Filmen oder in Botho Strauß` früher Prosa gibt es ähnlich verwehte Gespräche, Rätsel, logische Löcher, Absurditäten. Und eine sachliche Poesie der Sprache.
Paarweise tauchen die Spieler in diese seltsamen Geschichten. Sie reden, sie spielen wie in Wachträumen. (...) Immer gibt es Haken im Konkreten, Abflüge in die Phantasie - Endzeitliches, Hoffnungen, irrwitziges aneinander Vorbeireden. Zum Schluss wird die ältere Schauspielerin sich mit einem Engagement für Eliza Doolittle nach New York verabschieden. Ausgerechnet sie, die zu alt ist eigentlich? "Wir sind doch nicht beim Film. So gedacht ist Theater gänzlich unmöglich!"
(Ingrid Seidenfaden, Der Tagesspiegel über die Uraufführung am 4.4.1996 an den Münchner Kammerspielen)
Roland Schimmelpfennig
Keine Arbeit für die junge Frau im Frühlingskleid
2 D, 3 H
UA: 04.04.1996 · Münchner Kammerspiele · Regie: Peer Boysen