Pommern 1912:
Joa befindet sich in einem leeren Raum. Das schmale Fenster ist geöffnet, ein Telefon steht am Boden, die Tür ist geschlossen. Unmerklich senkt sich langsam die Decke hinab.
Rastlos geht Joa im Raum umher, zählt seine Schritte. Er versucht verzweifelt, seine Gedanken zu ordnen, zwingt sich zur Ruhe, kämpft gegen die Angst an.
Da fällt es ihm wieder ein, ein Essen soll er geben. Doch es fehlen der Tisch, die Stühle, das Essen. Joa holt aus seiner Tasche eine Banane. Mit Kreide zeichnet er auf den Boden einen Tisch, darum herum 12 Stühle, dann ebenso viele Teller. In die Mitte legt er die Banane. Am Kopfende soll der Präsident sitzen - ein Präsidentenessen soll es werden. Die Banane reicht aber nicht für alle.
Immer wieder hört Joa den Todesschrei eines Schweines, der ihn jedesmal wie ein Blitz trifft und bei dem er sich vor Schmerzen krümmt.
Joa kämpft von neuem gegen seine Angst an, zwingt sich zur Ruhe. Noch ist er am Leben, "kommt alles in Ordnung".
Bis ins letzte Detail bereitet er das Präsidentenessen vor. Er wird immer hektischer.
Da ist wieder der Todesschrei eines Schweines zu hören. Das Zimmer füllt sich mit Blut. Verzweifelt versucht Joa, es wegzuwaschen. Probehalber sitzt er am Platz des Präsidenten. Beim Aufstehen bemerkt er, dass das Zimmer kleiner geworden ist, die Decke tiefer hängt. Das Fenster ist verschwunden. Joa muss auf allen Vieren kriechen.
Joa´s Traum ist ein atemloser, surrealistischer Monolog über die Angst, das unbekannte Bedrohliche - ein Alptraum. Sprache und Raum erzeugen zusammen eine eigene unheimliche Spannung, die sich im Verlaufe des Stückes bis ins Unerträgliche steigert.
Alexander Müller-Elmau
Joa's Traum
1 H, Verwandlungsdek
UA: 10.10.1997 · Luzerner Theater · Regie: Peter Oppermann