Ein schwüler Sommerabend. Auf dem Dach ein kleines Fest. Im Haus gegenüber Vera und Paul, ein Paar in seiner Wohnung vor den Ruinen einer Ehe. Die Zeit verstreicht, das Geplauder auf dem Dach plätschert munter bis angestrengt, ein jeder blickt zu Vera und Paul. Der Voyeurismus der Dachgäste nimmt zu. Selbst den nachbarschaftlichen Beischlaf verfolgt man heiter kommentierend. Wo sich Grenzen befinden, haben Blicke sie schon überwunden. Wo bisher nur Leichtes war, schwingt auch das Böse mit. Dem grenzüberschreitenden Blick folgt bald der Gang ins Nachbarhaus. Die Lust am Unvorstellbaren bedingt das Eindringen ins Fremde. Was dann passiert, ist nicht voraussehbar. Und ist dann auch wieder vorbei. Auf dem Dach ein kleines Fest, zwischendurch hat es geregnet. Alles scheint unverändert.
Fast wie ein Lufthauch zieht dieses Stück vorbei, darin ist jedoch alles angelegt, was Spannung birgt. Facettenwelt der Beziehungsmuster. Beeindruckend wie Meike Hauck schlichtweg alles Überflüssige ungesagt und Beunruhigendes nur vage durchschimmern lässt. Dann irgendwann ein Mord, so spontan, so unschuldig, so verspielt, so ästhetisch begriffen und tragischerweise dann auch noch so unbemerkt, dass man fast selbst nicht weiß, ob er nun stattfand oder nicht. Leicht scheint es weiter zu plätschern, die Leichtigkeit aber ist kalt geworden.
Meike Hauck
Hund frisst Gras
3 D, 4 H, 2 Dek
UA: 21.04.2006 · Staatstheater Stuttgart (Depot) · Regie: Claudia Bauer
Übersetzt in: English, Spanish