Eleonore Belasi

Himmel und Hirn
4 D, 2 H
frei zur UA
Die Welt hat kein Recht, die Nymphe Kallisto so zu langweilen. Immer muss sie alles mit den anderen machen. Immer schmücken. Immer im Chor. Immer einheitlich. Und immer gemeinsam auf Artemis warten. Da wartet sie lieber allein im Wald auf ihre jagende Göttin. Und freut sich, wenn sie kommt und sie liebkost. Doch heute fühlt Artemis sich ganz anders an. Die Hände nicht so kühl und glatt, stattdessen heiß und schwitzig. Kein Wunder, gehören sie doch Zeus, der sich im Körper von Artemis mit Kallisto lustvoll auszutoben dachte. Die schöne Nymphe schreckt das nicht. Denn sie will auch etwas, und zwar Abwechslung. Da kommt Zeus ihr grade recht. So nimmt sie selbstbewusst von ihm, was sie gern haben will: Sex. Doch der ewigen Verwandlung in einen Bär kann sie durch ihre Selbstbestimmtheit trotzdem nicht entgehen. Wenngleich der Grund jetzt nicht mehr Rache, sondern weit banaler ist. Artemis gibt Kallisto beim Versteckspiel eine andere Gestalt und vergisst dann schlicht, in was sie sie verwandelte. Und schließlich noch, nach wem sie eigentlich grad sucht.

Eleonore Khuen-Belasi hat den Mythos um Kallisto und Zeus mit ihrer Komödie Himmel und Hirn einmal übermütig auf den Kopf gedreht. Bei ihr sind Frauen keine Opfer mehr, Zeus entmannt, die Gemeinschaft der Nymphen ein durchgeknallter Teatime-Mob und Artemis äußerst unzuverlässig. Das Tragische ist nicht mehr tragisch, sondern einfach nur egal. Es gibt keinen Kontext mehr, der über das Individuum hinausweist. Bei aller Emanzipation wird das große Ganze ganz vergessen. Und die Götter sitzen in Erdlöchern und warten.