"Jesus gekreuzigt vom Papst". Das kirchliche Dogma pervertiert seine ureigene Idee. Der Widerstand des Kirchengelehrten Abaelard gegen die Lehre seiner Kirche findet seinen Höhepunkt in Abaelards Liebe zu Heloisa. Nach dem Willen ihres Vaters soll er ihre Dressur zur unbefleckten Liebe der Dogmen vollenden. Abaelard aber berfreit sie (und damit sich selbst) zur körperlichen Liebe. Er rebelliert damit gegen die von der Kirche geforderte Selbstverleugnung.
Die Unterdrücker der menschlichen Natur fürchten die Rebellion eines aus befreiten Körpern und Sinnen herausbrechenden befreiten Bewusstseins. So hetzen die vollgefressenen Mönche Heloisas Vater gegen die Liebenden. Der, gehorsam bis zum Irrsinn, rast blindwütig gegen die Liebenden, kastriert den Mann, verbannt die Tochter. Zuletzt wird er selbst von der Kirche geblendet und lernt erst als Blinder sehen. Das Konzil vollendet indessen die Arbeit an Abaelard.
Abaelard kann seinen Worten nicht treu bleiben. Allein, von den Martervisionen der sadistischen Mönche eingeschüchtert, widerruft er. Er schwört dem freien Geist ab und sucht nach neuen Überzeugungen im Rahmen des kirchlichen Dogmas. Gebrochen trifft er auf Heloisa, die beider Kind tot im Arm trägt. Vergebens versucht sie, in ihm den Geist der Revolution wiederzubeleben.
Stefan Schütz
Heloisa und Abaelard
2 D, 16 H, (Doppelbesetzungen möglich), Verwandlungsdek
UA: 12.02.1978 · Hans-Otto-Theater, Potsdam · Regie: Rolf Winkelgrund
Übersetzt in: French