Franz Helm

Heiraten
Ein kleinbürgerliches Rührstück in 3 Akten
1 D, 2 H, 1 Dek
UA: 15.09.1994 · Modernes Theater, München · Regie: Philipp Sonntag
"Heiraten - der Titel verspricht Friede, Freude, Happy End. Doch was der Münchner Autor Franz Helm in seinem Stück schildert, ist ganz normaler Beziehungskrieg. Im Modernen Theater inszenierte Philipp Sonntag die Uraufführung als schwarze Komödie mit Ausflügen in die Groteske - 90 Minuten rasante Unterhaltung zwischen Strindberg und Boulevard.
"Geld brauch' ich nicht. Theater ist eine Kunst!" faucht der erfolglose Provinzschauspieler Kurt. Orchestermusikerin Berta ist anderer Meinung. Der Alltagsfrust hat das Zusammenleben heftig angenagt. Während er sich dem einjährigen Töchterchen widmet, sucht sie Abwechslung bei ihrem verheirateten Kollegen Bernhard. Man schont sich nicht und heizt die Hölle mit Vorwürfen, Streit, Liebesentzug und Haß. Bis der vernachlässigte Kurt mit Hilfe des Babyphons und südamerikanischer Schauermärchen eine blutige Horrorstory inszeniert, die Berta in die Knie und in die Ehe zwingt.
Philipp Sonntag (Regie und Ausstattung) hat das Chaos zwischen Ledercouch und Wickeltisch, Babyplärren und Papageikrächzen hübsch gemein inszeniert, umschifft mit Slapsticks und Comedy-Skurrilitäten geschickt biederen Fernseh-Realismus. Michael Sideris' Kurt entwickelt sich vom scheinbar trotteligen Jerry-Lewis-Zappelphilipp zum boshaften Rächer, der sich auch mal in poetische Schieflage versteigt. "Dein Herz stinkt nach zollfreiem Rasierwasser", schreit er die ungetreue Berta an: Eva Brunner spielt sie als Vollblutweib mit kräftigem Kärntner Dialekt und leichtem Hang zum Pathos." "Abendzeitung"