Ausgehend vom 70er Jahre Science-Fiction Klassiker Logans Run wird in Enter Sandman bearbeitet, was es, als Selbstbeschreibung und Beschreibung der Gesellschaft, in unser Weltbild schafft. Mit Hilfe welcher Fiktionen erzählen wir uns unsere Wirklichkeit? Wie muss die Welt sortiert sein, dass ich mich darin einrichten kann? Liegt die Leistung im Erdulden oder im Aufbegehren gegen ein System, welches doch eigentlich glücklich macht? Das Gegebene wird vorsichtig hinterfragt, das Bewährte mit aller Behutsamkeit auf seine Leistungsfähigkeit abgeklopft.
Eine allgemeine Lebensbegrenzung von 21 Jahren, wie sie diesem Science-Fiction-Szenario zugrunde liegt, schützt uns schließlich vor Überbevölkerung und all den damit verbundenen Schrecken. Die Auflehnung gegen ein totalitäres System bedingt irgendwann die Erkenntnis, dass Selbstverantwortung auch belasten kann. Schon die zarteste gefühlsmäßige Annäherung an einen anderen Menschen – in Logans Run überflüssig, da es zum Ausgleich des Gefühlshaushaltes den sogenannten Liebesraum gibt – führt die Jungen und Mädchen zu emotionaler Verunsicherung. Vor solchen Irritationen ist natürlich sicher, wer dem großen Denker folgt, der doch alles so angenehm eingerichtet hat.
David Lindemann zeigt auf ein Geflecht von Bezügen, die uns in ihrer Absurdität einen erschreckend deutlichen Fokus liefern. Und immer wieder wird die dreidimensionale Erscheinung Abe Lincolns aus dem Raum gelöscht, und das, obwohl „Abe eine Adresse für uns verfasst (hatte), in Gettysburg, die war da hinterlegt, wo Menschen für eine Zukunft gekämpft hatten.“ Es bleibt des Menschen Entscheidung, die Dinge anzugehen. Ob er das will oder nicht.
David Lindemann
Enter Sandman
Die Erfahrung meiner Freiheit wird grenzenlos sein, aber den Rahmen deiner Vernunft nicht überschreiten
Die Erfahrung meiner Freiheit wird grenzenlos sein, aber den Rahmen deiner Vernunft nicht überschreiten
3 D, 2 H
UA: 08.12.2007 · Maxim Gorki Theater Berlin · Regie: Mareike Mikat