Es gibt keinen harmlosen Anfang: die Tragik entwickelt sich nicht mehr zusehends - sie ist vorhanden, ohne von ihren Trägern als solche wahrgenommen zu werden. Schon zu Beginn reizen sich die Figuren in den Paar-Konstellationen bis aufs Messer - dieses aber ist stumpf und lahm. Die Provokationen sind derb, laut und deutlich - der Provokateur hat kurz währenden Lustgewinn, der Provozierte lässt alles an sich abprallen, hält gleichgültig Gegenrede ohne Gegenwehr - eine Eskalation ist nicht denkbar.
Hick-Hack - hin und her - entlang der Uferpromenade. Roland stellt sich quer: bevor er sich selbst mit Benzin übergießt und entzündet, nötigt er Waltraud und Walter, ihre Gesichter in einen zerfledderten Hundekadaver zu vertiefen, erschlägt er Sabine und schmeißt den Angler, der sich vorher noch schnell auf der Leiche befriedigen konnte, in den tiefen, stinkenden Fluss.
Dies alles geschieht ohne Überschwang, eher beiläufig - alle sind involviert und doch nicht beteiligt. Der Dreck kann abgewischt werden, den Ekel empfinden die Figuren nicht mehr, nicht gegenüber den anderen und auch nicht gegenüber sich selbst. Und so geht der "prachtvolle Nachmittag" bei einer Forelle, gestopft mit Petersilie und Dill, zu Ende.
"Einmal werde ich dich erschlagen."
"Ich glaube, ich habe dir dazu noch niemals einen Grund gegeben."
Überdruss: sie fallen sich selbst und gegenseitig zur Last und können sich nicht einen Zentimeter von der Stelle wälzen. Sie sprechen immerzu, und kein Wort, das aus den ausgeweiteten Mündern fällt, fruchtet.
Robert Woelfl
Einmal satt, einmal tot, einmal gesellig
3 D, 5 H
UA: 08.04.2000 · Stadttheater Konstanz · Regie: Wolfram Apprich