Wien im Oktober 1936. Ein Brief in blassblauer Frauenschrift verändert das Leben von Leonidas, Sektionschef im antisemitischen Unterrichtsministerium.
Was oberflächlich wie ein harmloser Bittbrief um Intervention für einen jüdischen Gymnasiasten scheint, bedeutet für Leonidas das Aufdecken einer Jugendschuld.
Vor achtzehn Jahren verdrehte er, frisch verheiratet, einer jungen Studentin den Kopf. Mit Heiratsversprechen machte er sie gefügig, mit seinem wortlosen Weggang machte er sich schuldig. Nun glaubt er, in dem jüdischen Knaben seinen Sohn präsentiert zu bekommen. Die Bedrängnis, in die er dadurch gerät - in seiner Ehe, in seinem Amt, in seiner Verantwortung für ein plötzliches Kind, in der Gegenüberstellung mit der einstigen Geliebten - lässt ihn sein Leben neu überdenken.
"Wär ich nicht, wieder einmal vom Teufel geritten, sentimental geworden, hätte ich nichts erfahren, nichts, und wir wäre in tadelloser Haltung auseinandergegangen. Schade! Mir wäre wohler ohne Wahrheit!"
Franz Werfel
Eine blassblaue Frauenschrift
Nach der gleichnamigen Erzählung
Für die Bühne bearbeitet von Hermann Beil / Vera Sturm
2 D, 3 H
UA: 22.06.2002 · Festspiele Reichenau