Sie reden von sich wie zwei Fürsten, die beiden alten Männer auf dem Speicher eines Hochhauses, auf "Brettern, die nur Bretter bedeuten". Oder ist es gar kein Speicher? Ist der Ort der Handlung überhaupt von dieser Welt? Der eine hat Durst, der andere die Pfeife. Der Mann mit der Pfeife, den wir schon aus Mittwoch kennen, ist heimgekehrt, zu seinem Kumpel/Mitbewohner/ Konkurrenten. Zu dem mit der Augenklappe. Die beiden Figuren bleiben namenlos, immerhin werfen sie sich Stationen ihrer Schauspielkarrieren an den Kopf. Spezialisiert auf Fürstenrollen sind sie gewesen, anscheinend in Rente gegangen und nun heftig in der Sinnkrise. Sie streiten und beschimpfen und versöhnen sich, sie posieren voreinander, machen sich wichtig, debattieren über Triumphe und Skandale, berichten, wie sie von Schauspielern zu Fürsten wurden im Italien des 15.Jahrhunderts, wie sie bei Lucrezia Borgia im Sold standen, wie sie auf dem Monte Amiata auf Kosten von Menschenleben gewürfelt haben und bei Fürst Esterhazy Birnenschnaps tranken, als Haydn noch höchstselbst am Spinett saß. Selbst im KZ haben sie Dienst getan. Und es gibt Neuigkeiten: Die wiedergeborene Lucrezia soll unter dem Namen Lucy ein Stockwerk unter der "Fürstensuite" eine Kunstgalerie eröffnet haben. Sucht sie nach den letzten Zeugen von einst? Oder ist alles nur Zufall? Oder wäre es nicht überhaupt Zeit, endlich sinnvoll abzugehen? Bloß wie?
Donnerstag - Die Fürsten ist ein Parlando-Stück für zwei altgediente, immer noch entflammbare Rampensäue, irgendwo zwischen Metaphysik und Matthau/Lemmon. (Helmut Krausser)
Donnerstag - Die Fürsten, eine Auftragsarbeit für die Frankfurter Positionen 2003, wurde im Oktober 2003 im Rahmen einer szenischen Lesung präsentiert.
Helmut Krausser
Donnerstag - Die Fürsten
Auftragsarbeit für die Frankfurter Positionen 2003
2 H, 1 Dek
frei zur UA
Übersetzt in: Russian