Lieber Zuseher!
Gewisse, sich intellektuell wähnende Kreise halten dem Fernsehen gern vor, es sei "weitgehend eine Zumutung an Anhäufelung von jämmerlich verbrochenem Opportunistendreck".
Da möchte ich als Praktiker gern entgegenhalten: gäbe es denn über 20 TV-Kanäle, wenn sie keiner bräuchte?
Außerdem ist es gar nicht so einfach, jeden Tag was Pfiffiges zu bringen. Es ist immer leicht, an etwas herumzukritteln, aber stellen Sie sich vor, Sie müßten ein anspruchsvolles Programm von 24 Stunden Dauer aufstellen, würden Sie das schaffen? Wohl eher nein.
Und selbst wenn: Dann hätten Sie erst das Programm für 1 Sender von 1 Tag. Es wird aber Programm für 25 Sender gebraucht, und das 24 Stunden am Tag, und das wiederum 365 Tage im Jahr. Sie müßten also 219000 Stunden Programm machen, und zwar ansprechend. - Nicht so leicht, oder?
Und selbst wenn, dann haben Sie ja erst 1 Jahr. Dahinter kommt aber dann noch ein Jahr und noch ein Jahr und so weiter.
Hier sehen Sie ein kurzes Stück, wo gezeigt wird, was für ein erbarmungsloser Ausleseprozeß abläuft, bevor dem Publikum ein neuer Publikumsrenner präsentiert werden kann.
Im günstigsten Fall (Branchenjargon: Idealfall) steht dann am Ende eines beinharten working process mit klar umrissener Zielvorgabe eine ausgeklügelte Medienstrategie (senderseitig), welche mit der innovationsverpflichteten art work performance (künstlerseitig) so eine symbiotische Synergiesynthese eingeht, daß wir uns nicht mehr wundern zu brauchen, wenn es Traumeinschaltquoten gerade so hagelt. (Georg Ringsgwandl)
Georg Ringsgwandl
Die Ländler-Queen sieht Morgenrot
Ein Operettchen
1 D, 1 H, 1 Dek
UA: 10.12.1995 · Schauspielhaus Köln · Regie: Günther Krämer