Einst waren sie frei, doch das ist vorbei. Ausgestellt als Kunst im Museum, entbehren sie jeder Berührung, fünf afrikanischen Masken aus Holz – und gleichzeitig auch aus Fleisch. Allein in der Nacht erwacht eine von ihnen zum Leben, um der Außenwelt zu begegnen. Die sie beständig wegsperrt. Denn so fern vom Kontinent sind sie für die Polizei immer nur eines – Flüchtlinge. Wie Timbuktu, von dessen leidvoller Flucht die Masken in ihren Alpträumen heimgesucht werden. Dessen Weg ohne Rückkehr wie ein Fluch ohne Ende scheint.
Ilija Trojanow verflicht in seinem Theaterstück die europäisch schuldbeladenen Themen Raubkunst und Flucht zu einem großen Tableau der kulturellen Missverständnisse. So wie die Masken sich aus ihrem Kontext nicht zu lösen vermögen und die Fremdheit immanent wird, so wie Timbuktu erst beim Scheitern seiner Flucht erkennt, dass er gescheitert niemals wird zurückkehren können und zu einem Leben dazwischen verdammt ist, so täuschen sich auch die Europäer, wenn sie denken, der eigene, begrenzte Blick reiche aus, um zu verstehen, was das Fremde ausmacht.
Ilija Trojanow
Die illegalen Masken
6 D, 7 H, (Doppelbesetzungen möglich)
frei zur UA