Von der Erschaffung Adams und Evas bis zum ersten Brudermord: Die einzelnen Stationen sind bekannt und werden auch hier erzählt: die Versuchung, der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies, der erste Zwist unter Brüder, der erste Mord. In diesem Rahmen zeigt Miller Menschen, die um die Liebe Gottes buhlen und ihn doch immer wieder missverstehen. Lucifer, von Gott gemacht und ausgebildet, kommt ins Spiel. Nichts wünscht sich der schizophrene Engel mehr, als von Gott wie ein Sohn geliebt zu werden. Aber gleichzeitig will er ihn stürzen. Er meint, den Willen Gottes zu kennen, aber auch er missversteht Gott. Lucifer wirkt als Katalysator. Er verführt Eva, und er ist es, der ihr beibringt, dass sie nicht zu viele Muscheln gegessen habe, sondern ein Kind erwartet.
Die Menschen, hin- und hergerissen zwischen dem Glauben an Gottes Güte und wütender Verzweiflung ob der ihnen auferlegten Strafen, entzweien sich zusehends. Kain fordert bei seinen Eltern die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein. Die Erkenntnis, dass auch ihre Mutter gesündigt hat, ist für die ersten Brüder der Menschheitsgeschichte ein Schock. Kain ist es, der den Sabbath erfindet und seine Familie auffordert, Gott zu preisen. Daraus wird: eine feiste Orgie. Und Gott erscheint - und feiert mit. Indem er sich als Feinschmecker gebärdet und Abels Speisen vorzieht, treibt er Kain zur bekannten Tat. Denn Gott weiß: Ohne die Sünde wäre er selbst überflüssig. Das Kainsmahl: ein ewiges Lächeln.
Die Suche des Menschen nach Antworten gesteigert zur Ekstase: Arthur Miller ergänzt die alttestamentarische Erzählung um die neuzeitliche Psychologie und macht sie damit für heute dingfest.
Arthur Miller
Die Erschaffung der Welt und andere Geschäfte
Stück in 3 Akten
(The Creation of the World and Other Business)
(The Creation of the World and Other Business)
Deutsch von Hans Sahl
1 D, 8 H, Verwandlungsdek
UA: 30.11.1972 · Shubert Theatre, New York · Regie: Gerald Freedman
DSE: 09.02.1974 · Schauspielhaus, Zürich · Regie: Leopold Lindtberg
DSE: 09.02.1974 · Schauspielhaus, Zürich · Regie: Leopold Lindtberg