Es geht um zwei Schwestern, die trotz ähnlicher Voraussetzungen verschieden auf die Realitäten der Bundesrepublik reagieren. Juliane, die ältere, bemüht sich als Journalistin, eine Bewusstseinsänderung mit kleinen Schritten herbeizuführen. Ihre Schwester Marianne, zu der Juliane eine von christlicher Familientradition geprägt Beziehung hat, hat in ohnmächtiger Wut über die Erfolgslosigkeit anderer Wege die Gewalttätigkeit gewählt. Nachdem Marianne als Terroristin verhaftet und ins Gefägnis gebracht worden ist, löst sich Juliane keineswegs aus der Verantwortung für ihre Schwester, sondern besucht sie im Gefängnis, wo beide um gegenseitiges Verständnis für ihre unterschiedlichen Handlungsweisen ringen. Als Marianne in ihrer Zelle tot aufgefunden wird, zweifelt Juliane an dem angeblichen Selbstmord; sie beginnt zu recherchieren und quält sich mit Vorwürfen über ihre Mitschuld. Warum gerade Marianne diesen Weg gegangen ist und nicht sie, die in ihrer Jugend viel aufsässiger war. Ihrer selbstgestellten Aufgabe, Beweise für einen Mord an Marianne zu sammeln, opfert Juliane die langjährige Beziehung zu ihrem Mann, Wolfgang, und wird in ihrer Entschiedenheit der Schwester immer ähnlicher. Als sie schließlich glaubt, Beweise zu haben, interessiert sich niemand dafür. Erst in der Hinwendung zu dem Sohn ihrer Schwester eröffnet sich ihr ein neues Lebensziel.
Hannelene Limpach hat das Drehbuch zu Margarethe von Trottas Film Die bleierne Zeit, der auf dem Festival von Venedig 1981 preisgekrönt wurde, für die Bühne bearbeitet.
Margarethe von von Trotta
Die bleierne Zeit
Stück in 18 Szenen nach dem gleichnamigen Film
Dramatisiert von Hannelene Limpach
5 D, 3 H, 1 K, Simultandek
UA: 02.10.1982 · Bühnen der Landeshauptstadt, Kiel · Regie: Gerhard Hess