Erich wird 70 und der Tag ein Desaster. Die misslaunigen Kinder erfreuen den Jubilar mit schlechtester Laune und geschmacklosen Geschenken. Der erfolgreiche Bruder wird beneidet, die ruhmlose Künstlerschwester beleidigt, die zwillingsgestresste Mutterschwester isoliert. Inmitten Erich, verwirrt und alleingelassen. Seine Gattin, seit dem Morgen verschwunden, trug einem beleidigten Gratulanten etwas Besänftigendes hinterher. Die Zeit vergeht, der Ton wird schärfer und von Muttern noch immer keine Spur. Was, wenn sie gar nie wieder kommt? Langsam schleicht sich Panik ein. So lange kann das nicht gedauert haben. Das Thema Tod wird nicht mehr nur mit Erich in Verbindung gebracht. Ob das Schicksal käuflich ist? All sein Geld verspricht der Bruder den Geschwistern, lass nur Mutti nichts passiert sein. Seine Großzügigkeit wird belohnt, die Mutter kehrt zurück, was war noch mal der Deal? Schnell wird Voreiliges zurückgenommen, Glaubwürdigkeit bröckelt.
Und als der tote Gospodin den Garten betritt, beginnt ein makabrer Reigen. Die guten und die bösen Geister haben ihre Hand im Spiel.
Der Unfall (2004 zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen) hat ein düster überschattetes Familienfest zum Thema. Aus einer vage beunruhigenden Situation entwickelt sich immer stärker das Gefühl einer Bedrohung, einer Übermacht. Präzise und mit feinsinnigem Humor zeichnet Bärbel Stöckle ein Bild von menschlichen Schwächen. Und immer wieder stellt sich die Frage, ob der Mensch selbst sein Schicksal lenkt oder ob selbiges letztendlich doch von unbekannter Seite gelenkt wird.
Bärbel Stöckle
Der Unfall
3 D, 5 H, 1 Fee, 1 Zwerg, 1 Dek
frei zur UA