Dean, Professor für Astronomie, soll zum Rektor einer englischen Universität ernannt werden. Was seine Wahl noch verhindern könnte, ist die Petition, die sein Schwiegersohn in spe, Louis, gegen die Atomforschung in Umlauf gebracht hat. Besonders, dass Gwendolyn, Deans leicht exzentrische Frau, die Petition unterschreiben will, stört das Wahlgremium. Es stört auch Deans Tochter Stella, die feinfühlige, etwas gehemmte Freundin von Louis, die ihre Mutter mehr und mehr für verwirrt hält. Sie selbst ist zwar eine idealistische Schwärmerin, möchte sich aber unbedingt innerhalb der Konventionen bewegen. Ihr Gegenstück ist Mary, ihre weitaus lebensfrohere Schwester, der es einzig um ein bequemes Leben geht.
Stella sieht sich aber auf den Boden der Realität gestellt, als sie von Louis schwanger ist. Stella emanzipiert sich, sowohl von ihrer Familie als auch von Louis. Louis, der sie zuvor relativ herablassend behandelt hat, duldet sie nur noch als Hilfe im Haushalt, nicht aber als Mann.
Die Situation spitzt sich zu, als bekannt wird, dass Gwendolyn ein wertvolles Holbein-Gemälde der Universität zerstört und die von ihr unterschriebene Petition daran geheftet hat. Es ist ein Akt gegen die Heuchelei, es ist auch ein Akt gegen die ständige Gelassenheit ihres Mannes, die ihr nicht ermöglichte, sich ihm verständlich zu machen. Jetzt, so die Kollegen von der Universität, müsse Dean seine Frau verlassen, um noch Rektor werden zu können. Das Gegenteil passiert: Dean stellt sich ganz und gar auf die Seite seiner Frau. Aufrichtigkeit und Idealismus, das lernt er aus der Verzweiflungstat seiner Frau, sind wichtiger als alle Posten.
Robert Bolt
Der Tiger und das Pferd
Schauspiel in 3 Akten
(The Tiger and the Horse)
(The Tiger and the Horse)
3 D, 3 H, 3 Dek
UA: 24.08.1960 · Queen's Theatre, London · Regie: Frith Banbury
frei zur DSE