Der Fürst spricht, und er hat das letzte Wort!! Er übt seine Macht aus, indem er spricht, verspricht, bespricht, durch bzw. mit Sprache seine Welt in den Griff bekommt, seine ´Untergebenen´ in Fangfragen verstrickt und sie mit aus der Luft gegriffenen Beweisführungen stürzt. Tatsachen werden nicht nur verdreht, sie werden durch ständige Beschreibung elementar untergraben, in Frage gestellt.
Die Handlung umfasst den Zeitraum zwischen zwei Beerdigungen: Zu Beginn des Stücks stehen Fürst und Hofmeister am Grab des verstorbenen Verwalters, am Schluss steht die Beerdigung des Hofmeisters bevor, dessen Posten der neue Verwalter einnehmen wird, der sich vornehmlich wiederum um das Einsetzen eines neuen Verwalters kümmern wird.
Sprechen wird nicht als Mittel der Verständigung benutzt, es ist ein akustischer Niederschlag, eine Veräußerung einer Person, die gefangen ist zwischen Wahn, Traum, Ohnmacht und Phantasie, Erinnerung und Wunschvorstellung, ohne den Versuch zu unternehmen, von einer nüchternen Realität auszugehen. Es herrscht ein absoluter Schwebezustand, in dem sich die Figuren verzerren, akrobatische Höchstleistungen vollbringen, um dem Bild des Fürsten zu entsprechen und trotzdem nicht ihren Standpunkt zu verlieren.
Und dennoch ist der Fürst auf der Suche nach der ´Wahrheit´; er verbeißt und verkeilt sich - wortwörtlich - in den Hofmeister und den Verwalter, dringt in sie ein und behauptet sein Regiment der Willkür.
Jan Peter Bremer
Der Fürst spricht
Stück in 2 Akten mit 1 Vor- und 1 Zwischenspiel
4 H, 1 Dek
UA: 19.03.2000 · Staatstheater Darmstadt · Regie: Christoph Ernst